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Kunsttherapeutisches Arbeiten mit Patienten, die unter Essstörungen leiden

Kunsttherapeutisches Arbeiten mit Patienten, die unter Essstörungen leiden habe ich in vielen Jahren in meiner Arbeit in einer Priener Klinik praktiziert und als überaus hilfreich empfunden. Diese vor allem (jungen) Frauen konnten vor Allem von der Arbeit mit Körperbildern gut profitieren. Unter Körperbildern versteht man im kunsttherapeutischen Kontext Bilder, die den eigenen Körper darstellen. Bei magersüchtigen Frauen beispielsweise zeichnen die Patientinnen mit Hilfe einiger weniger Punkte, die von der Kunsttherapeutin gezeichnet werden (Scheitel, Hände) im Stehen an der Malwand ihren Körper so, wie sie denken dass er von der Umrisslinie her aussieht.
In einem weiteren Schritt wird mit verlängertem Bleistift der tatsächliche Körperumriss von der Kunsttherapeutin auf den zuvor geschätzten Umriss gezeichnet. Der verlängerte Bleistift stellt sicher, dass es keine perspektivische Verzerrung gibt.
Es ist oftmals frappierend und berührend zu sehen, wie weit  der gefühlte Körperumriss vom Tatsächlichen abweicht. Diese sogenannte Körperschemastörung ist somit für alle sichtbar gemacht und kann bearbeitet werden.
Viele der Patienten hätten diese Diskrepanz nicht für möglich gehalten und waren sich vorher sicher, sich genau richtig einzuschätzen.
Die Differenzfläche zwischen dem Empfundenen zum realen Zustand kann nun in besonderer Weise gestaltet und damit der Patientin noch weiter bewusst gemacht werden.

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Vertrauen zu sich selbst gewinnen

Die meisten Menschen, die zur Kunsttherapie in die Klinik kommen behaupten von sich nicht malen zu können. Am liebsten würden sie nicht teilehmen. Da die Kunst- und Gestaltungstherapie meistens jedoch fester Bestandteil ist, machen sie trotz ihrer Zweifel gute Erfahrungen mit dem Gestalten und nicht selten entwickelt sich daraus eine große Freude.

Wenn erst mal nicht nur dem Verstand sondern auch dem Gefühl klar wird, dass Bilder malen und Gestalten einfach Spaß machen darf und kein Kunstwerk daraus werden soll, dann lösen sich häufig Verkrampfung und innerer Druck.

Das Eintauchen in die Bilderwelt öffnet „verstopfte“ Kanäle zur eigenen kreativen Kraft die ein Jeder von uns besitzt. Diese eigene Kreativität (wieder) zu entdecken kommt dem Bergen eines Schatzes gleich. Wenn er erst einmal entdeckt ist kann man davon zehren.

Die meisten Menschen sind erstaunt und verblüfft von sich selbst und können mit zunehmender Erfahrung mit Hilfe der Bilder und deren Botschaften gut arbeiten, um sich besser zu verstehen.
Kunsttherapie eignet sich auch sehr gut zum Probehandeln d.h. Etwas, was im wahren Leben noch schwierig ist, kann im Bild einfach mal gemalt , ausprobiert und gespürt werden.
Dadurch bauen sich Hindernisse schneller ab, Ängste können in einen Kontext gebracht werden und sind dadurch weniger bedrohlich.

Ein treffender Satz, der gut zum kunsttherapeutischen Gestalten passt, lautet:
Du sollst nicht malen was Du willst, sondern wollen was Du malst.
Es geht also mehr um Selbstakzeptanz, sich überraschen lassen von sich selbst und auf diese Kraft vertrauen zu lernen.